Rückblick 2016

Pure Vernunft darf niemals siegen!

Mit herrlichem Wetter und allen meteorologischen Schlechtwettermachereien zum Trotz lockte die Hockeystadt am Freitag nach Cuxhaven. Der durch Rasenmäher und Kreidewagen zärtlich aus seinem zweijährigen Dornröschenschlaf wachgeküsste Emil-Meisterhand-Platz war mächtig stolz, wieder einmal Schauplatz eines bunten Spektakels werden zu dürfen, hatte er sich doch seit dem Pfingstturnier 2014 unter einer bunten Blumenwiese versteckt und sich damit beschäftigt, Hummeln und Bienen ein Paradies zu bieten. Das Clubhaus hatte in freudiger Erwartung seine Getränkekammern bis unters Dach gefüllt und das Tor der Bogenschützenwiese stand einladend weit offen. Im Laufe des Nachmittags bogen die ersten Autos auf den Parkplatz ein und der sonst eher etwas ruhigen und schüchternen Clubanlage wurde mit jeder aus dem Kofferraum gehobenen Tasche, mit jedem aufgebauten Zelt und mit jedem übergestreiften Trikot Leben eingehaucht - ein Leben wie es nur die Hockeyfamilie einhauchen kann.

 

Alte und spontan neue Bekannte fielen sich in die Arme, zwischen das friedliche Vogelgezwitscher mischten sich Gelächter und Musik und unter das salzigen Aroma der Nordseeluft der köstliche Duft von Kamu und Bier. Dazu wollten die Sonnenstrahlen auch noch ein bisschen mitmischen und kitzelten die in glücklichen und fröhlichen Gesichtern sitzenden Nasenspitzen. Wie so oft begann das große Spektakel zunächst unter freiem Himmel, mit dem großen Hallo und dem noch größeren Austrinken des Fahrtproviants. Als aber die Schatten der Zelte und Hockeytore immer länger wurden und die feuerrot über den Kleingärten untergehende Sonne die warmen Temperaturen mit hinter den Horizont nahm, füllte sich allmählich auch das Clubhaus. 

 

Stephan aka. DJ Words schob mit jedem der durch die Tür kam die Regler ein Stückchen weiter hoch, das Thekenteam kam langsam auf Betriebstemperatur und die erste Party entbrannte. Es wurde gelacht und vor Freude fast geweint, gehüpft und getanzt. Erste Organe ergaben sich - übrigens genauso wie der Fußboden des Clubhauses - ihrem Schicksal einer Getränkeflut. Es wurde getanzt und gefeiert und so wirklich leiser und leerer wurde es auf der Party erst, als sich bereits ein leichter Silberstreif am Horizont abzeichnete. Die Schwelle zwischen Nacht und Tag war damit bereits überschritten. 

 

Einer kurzen Nacht folgte ein kurzes, leckeres Frühstück, bevor dann um 10:00 Uhr der erst Anpfiff über die Lautsprecheranlage schallte. Guten Morgen also auch an die lieben Nachbarn.

 

Über den Tag verteilt waren 48 Begegnungen angesetzt und irgendwie schaffte es auch ein jeder wenn schon nicht den eigenen, dann wenigstens irgendeinen Hockeyschläger in die Hand zu nehmen und zumindest halbwegs den Anschein zu erwecken, Teil einer (im weitesten Sinne des Wortes) Sportveranstaltung zu sein.

 

Leider war auch der Frühling der vergangenen Tage etwas hektisch am Freitag nach Cuxhaven angereist und so hatte er leider den für die Folgetage eigentlich eingeplanten Frühsommer zu hause vergessen. Aber auch von einer kühlen Nordseebriese, gespickt mit zeitweisem Graupelschauer, lies sich die Stimmung den Tag über nicht in die Knie zwingen und so wurde das bunte Treiben neben der Spielfelder größtenteils einfach ins Clubhaus verlegt. 

 

Fast schon traditionell ging es - mittlerweile von Bindfadenregen untermalt - am Samstagabend mit den Bussen an den Strand. Gemäß der alten friesischen Weisheit dass das meiste vom Regen eh daneben fällt, deklarierten einige wenige die Wetterkapriolen zum besten Badewetter und warfen sich in die Nordsee, während andere im Schutze des Daches der Strandbar am Buffet Stärkung für die Aufgaben der kommenden Party suchten. 

 

Das Buffet wurde ab- und die Musik aufgebaut und dann hatten Mixi, Ganni und Basti die Meute routiniert im Griff, während die Servicekräfte am Rande des Möglichen für den Getränkenachschub sorgten. Eine herrliche Kombination, die nicht nur dazu führte, dass irgendwann um vier der Nachschub ausgewählter Getränke zu Neige ging, sondern die letzten die Strandbar auch erst um kurz vor sieben verließen.

 

Auch der Sonntag begann nach einer sehr kurzen Nacht mit einem herrlichen Frühstück und ersten Hockeyspielen. Glücklicherweise hat auch der Regen sonntags immer Wochenende und so blieb es den ganzen Tag - wenn auch recht kühl - immerhin trocken. Um elf Uhr begrüßte Ulla dann traditionell die Mannschaften - allerdings nicht ganz so traditionell im Clubhaus - bevor „Boom Drives Crazy“ begannen den Frühschoppen musikalisch zu untermalen. Irgendwann gingen auch die Spiele wieder los und so plätscherte die Hockeyfamilie fröhlich und nahezu schwerelos durch den Pfingstsonntag. Wer nicht grade auf dem Spielfeld stand, feierte auf den Bierzeltgarnituren vor der mittlerweile von diversen Teams gleichzeitig betriebenen Turnierleitung. Zur Freude aller hatte der Bierpilz seine Schlösser enteist und dann auch mal für ein paar Stunden geöffnet. Das Personal hatte sogar KaMu im 7-Liter-Eimer vorgemischt. 

 

Barkeeper zu den anderen: „Was bekommt ihr?“

„Drei KaMu…“

Barkeeper zu mir: „Und Du?“

Ich: „Was kostet der ganze Eimer KaMu?“

„35 Euro.“

„Nehm ich!“

Barkeeper zu den anderen: „KaMu ist aus.“

 

Also ab mit dem Eimer auf die Tische vor der Turnierleitung, was in Kombination mit dem von J.T. bereitgestellten GinTonic dazu führte, dass das Hubble-Teleskop am Sonntagnachmittag gegen 16:00 Uhr hektisch Bilder von einer getränketechnischen und emotionalen Supernova aus dem Bereich der Elbmündung funkte. Es war aber auch einfach zu schön. So schön, dass sich auch das Duo Brö. und Bell. ein wenig Abseits im Strandkorb freudigst animiert fühlte.

 

Irgendwann zwischen Abendessen und Sonntagsparty konstatierte Jason, dass er sich von seinem Körper nicht erpressen ließe und irgendwie schien es, als wenn sich alle dem Motto angeschlossen hätten, zumindest versuchten alle sich keinerlei Müdigkeit anmerken zu lassen und in Anbetracht der Tatsache, dass auch die dritte Party das Tageslicht des Folgemorgens erlebte, ist das allen ganz gut gelungen.  

 

Den Startschuss legte Rückel, der endlich einmal wieder die Gitarre in die Hand nahm und mit Charme und einem Repertoire quer durch die musikalische Gebärmutter einen hervorragenden Stimmungsauftakt für den Abend zur Welt brachte. Danach übernahm wieder Stephan und der Rest ist ein Traum aus Musik, KaMu, Tanzen, Bier, Hüpfen, Cocktails, Lachen, klebrigem Fußboden, 105% Luftfeuchtigkeit, einer Lüftungspause und zwei Flaschen Wasser. 

 

Der dritten Überholspurparty in Folge fiel am Montag ein wenig der Spielbetrieb zum Opfer. Eine Mischung aus Kater und erster Abreisewelle machte sich breit. Trotzdem gelang es, irgendwie zwei Turniersieger zu ermitteln. Der Turniersieg ging in diesem Jahr an die Mädels von Nüchtern & Ernst, sowie an die Spielvereinigung aus den Los Camuchos und Meiern Bremen bei den Herren. Einem lokalen Sportreporter diktierte ich montags am Rande meiner Eloquenz sogar noch irgendwelche Ergebnisse in den Notizblock, aber über deren Wichtigkeit war ich mir da schon recht unsicher und ich glaube sie liefern auch an dieser Stelle hier nur bedingten Mehrwert.

 

Da die Siegerehrung der Abreisewelle zum Opfer fiel, müssen wir uns nun an dieser Stelle einmal ausführlich bedanken und zwar als erstes bei den Mannschaften, die dieses Turnier zu dem gemacht haben, was es war: einfach überragend. Und wenn man nach einem Indikator dafür sucht ist es nicht zuletzt die Tatsache, dass einmal mehr der gesamte Spielbetrieb völlig problemlos und komplett ohne Schiedsrichter stattfand. 

 

Darüber hinaus möchten wir uns aber auch ganz herzlich bei Mira und ihrem Gastroteam für die beste Gastronomie auf dem Turnier seit zehn Jahren bedanken! Haltet durch, wir brauchen Euch wieder. Aber auch Stephan (Freitag und Sonntag), sowie Mixi, Ganni und Basti (Samstag) gehört ganz großer Dank! Ohne Euren Einsatz am DJ-Pult wären die Parties auch nur halb so schön gewesen. In der gleichen Reihe sei natürlich auch Rückel als musikalischer Grillanzünder genannt. Und ganz lieben Dank auch noch mal an alle, die vorher beim Auf- und nachher beim Abbau und Aufräumen geholfen haben. Vielen, vielen Dank!

 

Das schöne an dem eingangs erwähnten Leben, welches die Hockeyfamilie alle zwei Jahre der Clubanlage des Schwarz-Weiß Cuxhaven einhaucht, ist, dass es nicht verloren geht wenn die Hockeystadt am Nachmittag des Pfingstmontags langsam ihre Tore schließt, denn ein jeder der sich in ihr aufhält atmet dieses Leben ein und trägt den Spaß, die Freude, die Leichtigkeit und die Liebe bis zum nächsten Turnier als kostbares Gut in sich und ich weiß, dass es dort am allerbesten aufgehoben ist!

 

Nachdem die letzten Autos den Parkplatz verlassen hatten, wurde es wieder still, still vor und hinter den Toren der Hockeystadt. Eine Handvoll Leute streifte noch über das Gelände, sammelte die leeren, im Wind tanzenden Plastikbecher ein, rückte Strandkörbe wieder grade und räumte den Zeltplatz auf. Verglichen mit den vorherigen Tagen und vorangegangenen Stunden mag es dem ein oder anderen fast schon gespenstisch still vorgekommen sein, aber das war es nicht. 

 

Als ich irgendwann nach dem Aufräumen noch einmal mitten auf dem leeren Hockeyplatz stand war mir als wenn ich etwas gehört hätte. War es ein Geräusch, eine Stimme? Es klang wie ein Lachen. Ich sah mich um, aber da war niemand. „Komisch“,  dachte ich mir und hockte mich hin. Ich strich mit der Hand durch den Naturrasen und da hörte ich es plötzlich wieder. Und jetzt erkannte ich es: das Lachen, die bunten Stimmen, die Musik, ja sogar die Lautsprecheransagen, sie alle halten noch leise aber glasklar zwischen den Grashalmen nach. Ich schloss die Augen und tauchte noch ein letztes Mal ein in den bunten Rausch des Turniers. Ich stand noch einmal auf dem Parkplatz, tanzte noch einmal auf der Welcome-Party, moderierte noch einmal aus dem Strandkorb irgendwelche Spiele, griff nach einer Mischung aus Gin Tonic und CubaLibre in Mike’s Strandbar, ich stand wieder Arm in Arm mit den besten Menschen am Spielfeldrand und schüttelte Schulter an Schulter mit meinen Teamkameraden dem gegnerischen Torhüter mal ganz kräftig die argentinische Rückhand. Ich war wieder Teil der Explosion, als Rückel mit der Gitarre zündelte, ich klebte ein letztes Mal am Boden des Clubhauses fest und ich hatte noch einmal den aller größten Spaß mit allen, die am Sonntag vor der Turnierleitung mit mir auf den Biertischen getanzt haben. Immer noch kniend und dazu zufrieden lächelnd öffnet ich die Augen. Ich strich mir eine Freudenträne von der Wange, klopfte zwei-, dreimal mit der Handfläche auf das zu meinen Füßen liegende Spielfeld und sagte mit leicht angeschlagener Stimme: „Danke!“   

 

„Kommt bitte, bitte bald wieder“, antwortete der Hockeyplatz ein wenig traurig.

„Versprochen!“  

 

In Liebe,

Burn.