Rückblick 2014

Turnierbericht Los Camuchos

Prolog 

Mangels Teilnahme Hürth oder anderem Hallenturnier lag der letzte Besuch in Hockeystadt schon verdammt lang zurück, nämlich im Sommer 2013 im Stadtteil Tuckencup. Was für ein Glück also, dass Ulla und Burn die Schlüssel für Hockeystadt aus der Reliquientruhe holten und sich anschickten, die Tore des Himmels in Cuxhaven weit aufzustoßen. 


Nun sollte man denken, dass es den einen Termin im Jahr gibt, an dem außer Hockey keine anderen Pläne möglich sind, nämlich Pfingsten. Aber weit gefehlt, von den nominal 16 Los Camuchos sagten ganze 4 (in Worten: vier) zu. Peinlich, peinlich, meine Herren! Zwar tat es dem einen oder anderen sicher SEHR leid, nicht dabei zu sein, aber für eine Mannschaft langte das nicht. Da es unseren lieben Freunden von Meiern Bremen genau so ging, wurde kurzerhand die Spielvereinigung Los Meiern aus der Taufe gehoben – der kleine und ebenso durstige Bruder der SpVgg Gelber Wahnsinn. Das wir am Ende mit 16 Spielern da waren, unterstreicht nur die enge Verwandtschaft zum großen Bruder. 


Überraschend schnell kam dann das Wochenende heran, so dass das Gastgeschenk (24 Stück sogar) last minute am Donnerstag geliefert wurde. Torwarttasche, Zeltausrüstung, die zahlreichen Accessoires und Gimmicks, das Gastgeschenk, noch dazu das Golfbag – Anfahrt mit dem Zug wäre gar nicht mehr möglich. 

Freitag: Weißt Du, was der Hammer ist?

Die Anfahrt war dieses Mal nur ein mittleres Desaster von knapp sechs Stunden Länge, danke für die Baustelle vorm AD Walsrode, ich wollte immer schon mal durch Hodenhagen fahren. Am Feldweg hatten sich schon ein paar Heimatvertriebene bis nach Hockeystadt durchgeschlagen, aber diesmal gab es ja noch ein Vorprogramm. Also nur schnell Zelt aufgestellt und weiter zum Küstengolfclub Cuxhaven. 


Dort fanden sich zwei Flights (1x Tempel, 1x Los Camuchos, 4x Meiern Bremen) und zwei Claqueure ein, um nach einer ersten Erfrischungsrunde hochklassig über neun Loch zu gehen. Ergebnis: Einige verlorene Bälle, neue Sportarten wie Synchronputten oder Rollrasenwettbewerbe und der erste Bauchmuskelkater. Tradition seit eben! Nach einer weiteren Erfrischung machten sich die von Neidern wahlweise als Idioten, Lappen oder Vollidioten bezeichneten Helden zügig auf den Weg zum Platz. 


Genau rechtzeitig dort angekommen, wurde aus der glodernden Lut (E .Stoiber) der Party ein helles Feuer entfacht. Ein Dank an den Stamm-DJ der Hockeyfamilie, der sich für einen Abend auflegen nicht zu schade war für zehn Stunden Fahrt. Hat er einfach mal richtig gut gemacht, nur das mit dem Ohrwurm üben wir noch. Die Party stellte alles in den Schatten, war galaktisch großartig und zum Weinen schön. Im Hellen ins Zelt, bis auf die üblichen Schlafverweigerer, die noch den Weg in die örtliche Kaschemme namens „Flair“ fanden. 

Sonnabend: Ein Werkzeug, um Nägel einzuschlagen 

Nach gefühlten fünf Minuten Schlaf war es dann doch Zeit, das Zelt zu verlassen: Zu geil das Wetter, zu warm im Zelt, zu mächtig der Blasendrang, zu ansteckend das aufgeregte Summen (na gut, eher Brummen) auf dem Zeltplatz. Das Frühstücksbüffet hielt ausreichend Kaffee und für Hartgesottene auch feste Nahrung bereit. 


Hockeysportlich gesehen marschierte Los Meiern mit drei Siegen locker durch die Gruppenphase, so dass das Erreichen des Achtelfinals klar war. Durch vergangene versehentliche Titelerfolge gewarnt, gelang es uns aber souverän, das 3:3-Ergebnis des Achtelfinals am grünen Tisch in eine 2:3-Niederlage umzumünzen. Noch mal Glück gehabt, Montag schon mal kein Hockey. 


Der Wettergott meinte es einmal mehr gut mit der Hockeyfamilie, die er ebenso liebt wie unser Haus- und Hofgott Bacchus es tut: Strahlender Sonnenschein den ganzen Tag, den wir entsprechend durchgehend am Platz verbrachten. Ein-zwei Runden Kubb und Mölkky durften nicht fehlen. Lieblingswitz des Tages: 


Der Papagei, der eine tiefgekühlte Schnalle vom Wiesenhof klarmachen wollte, aber am dreibeinigen Hund scheiterte, da die Frau einfach zu hässlich war. 


Und noch etwas habe ich an diesem Tag, bei meiner vierten Turnierteilnahme in Cuxhaven, gelernt: Es fährt ein Bus zur Strandbar! Hatte ich noch nie von gehört, soll aber angeblich auch schon mal in den Vorjahren passiert sein. Also mal nicht zu Fuß oder im Taxi oder im Pornomobil. 


Den Blick von der Strandbar auf die Elbmündung zu beschreiben hieße Eulen nach Athen tragen, zudem wurde das ganze von einem kitschigen Sonnenuntergang garniert. Den einen oder anderen zog es ins Watt (immer auf die Kleider aufpassen!), und die Tempeldienerinnen machten einen Ausflug zur Kurmuschel, um den Schnitt des dortigen Partypublikums um 30 Jahre zu senken. Nachdem besagtes Publikum im Rahmen der vom Tempel initiierten Massenpolonäse auf Leseweite an die Trikots rankam, raunte sich das Fachpublikum zu, dass das also ein Betriebsausflug des örtlichen Laufhauses sei. 


In der Strandbar gab es unterdessen ein sehr ordentliches Büffet (7 von 10), aber mit der Getränkeplanung hatte es der Gastronom definitiv nicht: Im Laufe des Abends war ungefähr jedes Getränk alle, aber von einigen wurde Nachschub geholt. Da unverhofft eine größere Anzahl von Ahoj-Brausetüten auftauchte, wurde dem Wirt komplementär ein Flasche Wodka abgekauft. Ergebnis des folgenden Selbstversuches: Waldmeisterbrause durchs linke Nasenloch und Wodka durchs rechte Nasenloch führt zu unkontrollierbaren Schmerzzuständen. Versuchen wir’s nächstes Mal lieber anders herum. 


Ein Wermutstropfen war wie immer in der Strandbar, dass die Tanzfläche einfach zu klein ist, so dass die Party noch vor Hellwerden deutlich ausfaserte. 

Sonntag: Die Apokalypse fällt aus

Während der Rest der Republik bei 32 Grad und mehr schwitzte, genossen wir auch am Sonntag ein höchst angenehmes Seeklima mit Sonne, ertragbaren Temperaturen und einer leichten Brise. Frühstück gab’s auch, Kaffee und Kochei geht immer.


Aufgrund des abgeschenkten Achtelfinals ging es für uns beim Hockey nur noch um Platzierungsspiele, an die sich 24 Stunden später eh niemand mehr erinnern würde. Entsprechend entspannt gingen wir in bunter Besetzung ans Werk und behielten einmal mehr das bessere Ende der meisten Spiele (drei, oder?). Unser letzter Gegner traute sich schon nicht mehr auf den Platz, aber wir waren uns selber genug. 


Zwischendurch erfolgte wie traditionell sonntags die Turniereröffnung durch Ulla, der auch diesmal bei der Entgegennahme der Gastgeschenke, Dankesworte und vielen guten Wünsche das eine oder andere Tränchen verdrücken musste (siehe handschriftliche Ergänzung im Turnierablaufplan). Großer Schreck dann, als er tatsächlich ankündigte, das Turnier nicht mehr ausrichten zu wollen. Ulla, das geht nicht! Du bist Kopf und Herz des Turniers. Gerade Jahre ohne Cuxhaven wären wie … ach, unvorstellbar! Und deshalb wünsche ich mir - den Rücktritt vom Rücktritt: 


https://www.facebook.com/pages/R%C3%BCcktritt-vomR%C3%BCcktritt/531477616958501


Macht mit und teilt den Link … vielleicht können wir Ulla überreden. Viel Glück, Burn! 


Bei weiterhin gutem Wetter wurde der Tag in Spiel- und Gesprächsrunden (z. B. in den unverzichtbaren Strandkörben) genossen, bis auf einmal laute Rufe über die Anlage schollen: „Ein Reh. Ein Reh!“ Hätte ich es nicht selber gesehen, ich hätte es nicht geglaubt. Wieder eine dieser Turniergeschichten, die einem hinterher keiner glaubt. Am hellichten Tag kam das Reh aus Richtung Kleingartenanlage, lief über den Platz und verschwand zügig hinter den Tennisplätzen. Da half auch kein Augenreiben. 


Gegen Ende des Hockeytages schien der Wettergott uns dann doch zu zürnen, da eine sehr dunkel und unangenehm aussehende Wolkenwand immer näher kam. Der von Burn mit launigen Durchsagen angekündigte Weltuntergang fiel aber doch aus, weil das Unwetter einen Schreck bekam und statt über die Anlage auf einem Umweg über Hamburg nach NRW zog, wo es in Hagedornscher Laune den einen oder anderen Baum abstrafte.


Nach den letzten Spielen des Tages ging es dann recht nahtlos zum Büffet ins Clubhaus, dass allerdings über 4 von 10 Punkten nicht hinaus kam. Dafür mal ein großes Lob an die Getränkeg0astronomie, die den Laden ausgezeichnet im Griff hatte und nichts zu wünschen übrig ließ. Sogar Gin Tonic war durchgängig vorhanden. 


Während sich die nach dem Essen etwas erschöpfte Einwohnerschaft die Frage stellte, ob man das Gaspedal noch mal so richtig durchtreten könne, kam Rückel rein und beantwortete die Frage für uns mit einem spontanen „ja“. 


Der Groooveman kann’s halt doch noch, auch wenn er etwas zart besaitet schien und der DJ aufgrund Nichtteilnahme am Ausbildungsfach „Kanalbelegung“ das Herbeiholen von Rückels Anlage erzwang. Dafür hatte der DJ sicher auf der einen oder anderen Dorf-Kirmes der 80er viel gelernt: „Jetzt geht’s ruuuuuuund!“ 


Jedenfalls kam die ganze Sause dank Rückel von Null auf Hundert in Schwung und blieb deutlich auf der Überholspur. Und noch einen hatte Rückel: 


Klopft ein südländischer Lover an der Haustür der Eltern seiner Freundin. "Guten Tag. Meine Name isse Umberto und ich bin hier, umme mite ihre Tochter zu schlafen." Frage des Vaters: "Um was???" - "Umberto!" 


Zwangsläufig wurde es wieder hell und auch diese Party taumelte ihrem Ende entgegen. 

Montag: Hockeystadt ist ein Tanzlokal 

Frühstück war schon abgebaut, aber Kaffee tut’s ja auch. Hockeytechnisch gesehen hatten wir frei, so dass wir uns die Zeit mit dem Versuch geregelter Kommunikation vertreiben konnten: „Sonnencreme?“ „Da. Bank. Tasche. Flasche. Weiß.“ 


Wer friert uns diesen Moment ein

Besser kann es nicht sein

Denkt an die Tage, die hinter uns liegen

Wie lang wir Freude und Tränen schon teilen

Hier geht jeder für jeden durchs Feuer

Im Regen stehen wir niemals allein

Und solange unsere Herzen uns steuern

Wird das auch immer so sein 


Lange war ja umstritten, was Hockeystadt eigentlich genau ist. Manche vermuteten dahinter eine professionelle Sportmannschaft, manche eine Wellnessoase. Nun steht fest: Es ist ein Tanzlokal. Leider hat auch dieses Lokal eine Sperrstunde, und diese war Montagfrühnachmittag erreicht. Sachen packen, Zelt abbauen, Auto beladen, Abschied nehmen … 

Epilog

Mittwoch, der Heimweg ist geschafft, die Sachen sind ausgepackt, mein Körper versöhnt sich wieder mit mir, und ich sitze im Büro und finde doch die rechte Lust am Arbeiten nicht. Träume von Hockeystadt und der Hockeyfamilie, und wünsche mich zurück. Noch einen Tag hätte ich zwar nicht überlebt, aber das steht auf einem anderen Blatt. Wie schön, dass Hockeystadt schon in fünf Wochen auf dem Steiger die Pforten wieder aufmacht. Ich freu mich drauf! Mein Dank gilt wie stets zuerst meinem Körper, der auch dieses Mal in der langen Nacht von Freitag auf Montag alle Zumutungen mit preußischer Disziplin ertrug, aber vor allem dem routinierten Orga-Team des FSK um Ulla und Burn, das wieder ein grandioses Turnier auf die Beine gestellt hat. Mir entfährt ein letztes „hihihi“ …